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- Gedanken zum Erntedank 2020
Zürich. Eigentlich wollte der internationale Kirchenleiter, Stammapostel Jean-Luc Schneider, den Gottesdienst zum Erntedank am 4. Oktober 2020 in Paris feiern. Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie verhinderten das. Also kam er in die Gemeinde Straßburg (Frankreich).
Anlässlich des Erntedankgottesdienstes predigte er die Möglichkeiten, die Menschen haben, Gott für seine Schöpfung zu danken:
„Unsere Dankbarkeit gegenüber Gott, dem Schöpfer, drückt sich auf verschiedene Weise aus.
Lob. Wir loben und danken Gott in Gebet und Gesang. Viele von uns haben wegen der Pandemie mehr Zeit. Die Aktivitäten innerhalb der Gemeinden werden reduziert. Diejenigen, die Homeoffice leisten, verlieren weniger Zeit in den Verkehrsmitteln. Es wäre sinnvoll, einen kleinen Teil der so gewonnenen Zeit dem Dialog mit Gott zu widmen.
Opfer. Wir bringen Gott unser Opfer. Wir wissen, dass wir das, was wir haben, in erster Linie seiner Gnade zu verdanken haben, und wir danken ihm dafür. Wir drücken ihm unsere Liebe aus, indem wir ihm einen Teil unserer Einnahmen widmen. Unser Opfer zeugt von unserer Freiheit – wir sind keine Sklaven des Geldes.
Achtung vor der Schöpfung. Wir achten das Werk des Schöpfers. Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild. Alle Menschen sind in ihrer Natur identisch. Wir schulden ihnen allen – Männern, Frauen und Kindern – den gleichen Respekt, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Status. Jesus sagt uns wie wir uns unserem Nächsten gegenüber verhalten sollen: indem wir für ihn tun, was wir wollen, dass für uns getan wird. Und um die Bedeutung zu unterstreichen, die er dieser Regel beimaß, fügte er hinzu, dass Gott uns so behandeln wird, wie wir anderen behandelt haben. Wir danken dem Schöpfer der Erde indem wir sie mit Liebe und Weisheit behandeln. Im Bewusstsein unserer Verantwortung gegenüber der heutigen und der kommenden Generationen achten wir darauf, die natürlichen Ressourcen nicht in egoistischer Weise auszubeuten.
Arbeit. Nachdem Gott ihm die Erde anvertraut hatte, befahl er dem Menschen, sie zu bebauen. Der Mensch bebaut die Erde aus Dankbarkeit seinem Schöpfer gegenüber. Die Darstellung der Arbeit als eine Strafe, die dem Menschen auferlegt wurde, weil er in Sünde gefallen ist, beruht auf einer Fehlinterpretation von 1. Mo 3, 17-19. Dieser Abschnitt soll zeigen, dass die Sünde des Menschen Auswirkungen auf seinen gesamten Lebensraum hat. Die Aufforderung zur Arbeit findet sich in den Zehn Geboten wieder. Um dem Herrn dafür zu danken, dass er sie ausgewählt, befreit und gesegnet hat, ist das Volk Israel aufgerufen, die Gebote zu befolgen, zu denen auch die Verpflichtung zur Arbeit gehört. Auch wir danken Gott, indem wir seinem Gesetz gehorchen. Hier geht es nicht um Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit, sondern um unsere Herzenseinstellung. In Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer liegt es uns am Herzen, durch unsere Arbeit zum Gemeinwohl beizutragen.
Heiligung des Ruhetages. Der allmächtige Schöpfer brauchte keine Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Sein „Ruhen“ betont die Vollkommenheit seines Werks: Gott hörte auf zu arbeiten, weil es nichts hinzuzufügen oder zu korrigieren gab. Das biblische Wort drängt den Menschen dazu, einmal pro Woche die Arbeit einzustellen, um das Werk des Schöpfers zu betrachten und ihn zu loben. Das dritte Gebot greift dieses Thema auf. Das Volk Israel muss den Sabbat respektieren, um den Schöpfer zu ehren, seinem Befreier zu danken und den Bund zwischen Gott und seinem Volk zu feiern. Die Einhaltung des Sabbats ist somit für Israel zu einer Möglichkeit geworden, seine Identität im Verhältnis zu anderen Völkern zu bekräftigen. Später beschlossen die Christen, den Sonntag zum Gedenken an die Auferstehung Jesus Christi, ihres Erlösers, zu heiligen. An diesem Tag versammeln sie sich, um Gott zu danken.
Wegen der Pandemie können viele neuapostolische Christen nicht mehr am Gottesdienst teilnehmen. Wir teilen ihre Trauer und beten zu Gott, seine Allmacht zu nutzen, um dieser Situation ein Ende zu setzen. Und wir vertrauen darauf: Er wird es tun!
Es besteht die Gefahr, dass diese Zeit des Mangels einige Gläubige in ihrer Überzeugung bestärken könnte, dass es nicht notwendig ist, in die Kirche zu gehen, um ein „guter Christ“ zu sein. Es gibt keine biblische Grundlage für eine solche Aussage. Lasst uns weiterhin den Sonntag heiligen, indem wir den Gottesdienst besuchen, sobald es uns wieder möglich ist. Der Gottesdienst ist für uns die Gelegenheit,
- Gottes Wohltaten zu zählen, ihm zu danken und ihm unsere Liebe zu beweisen, indem wir ihm Zeit widmen;
- bei Jesus zu sein, um unseren Bund mit ihm zu feiern und unsere Gemeinschaft mit ihm zu stärken;
- für die neue Kreatur zu sorgen, die er in uns gelegt hat;
- unseren Glauben an Jesus Christus und unsere Verbundenheit mit seinen Werten zu verkünden. Wie könnten wir glaubwürdig sein, wenn wir sagen, dass Gott gestorben ist, um uns zu retten, und dass er uns in seine Herrlichkeit führen will, wenn wir nicht einmal das Bedürfnis verspüren, zu ihm zu kommen und ihn anzubeten? Um unsere Zugehörigkeit zu Christus zu verkünden, brauchen wir keine äußerlichen Zeichen zu tragen oder Ernährungsvorschriften zu beachten - gehen wir in die Kirche! Die Menschen sind oft sehr schnell bereit, auf der Straße zu demonstrieren, um ihre Meinung kundzutun. Unsere Verbundenheit mit den Werten des Evangeliums (Liebe, Toleranz, Vergebung, Ablehnung von Gewalt und Ungerechtigkeit) bringen wir durch den Besuch des Gottesdienstes zum Ausdruck. Machen wir uns nichts vor: Die Zahl der Christen, die die Kirchen besuchen, wirkt sich unweigerlich auf die Bedeutung aus, die die Gesellschaft den christlichen Werten beimisst;
- zur Einheit seiner Kirche beizutragen – wir nehmen einander an, wie Christus uns annimmt.
Wahrlich, wir haben viele Gründe, Gott zu danken, und wir können es auf viele Arten tun!“
Erntedank ist das Fest, das an das Schöpfersein Gottes gemahnt. An einem Sonntag im Jahr — dem Erntedanksonntag — wird ein Gottesdienst gehalten, an dem für Gottes Treue seiner Schöpfung gegenüber gedankt wird. Zu dieser Gelegenheit sind die Gläubigen zu einem besonderen Dankopfer aufgerufen.
8. Oktober 2020