Eine kurze Geschichte der Neuapostolischen Kirche

Die Geschichte der Neuapostolische Kirche (NAK) reicht bis in die christlichen Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts zurück. In Südengland und Schottland fanden Christen verschiedener Konfessionen zueinander, weil sie die Hoffnung auf ein neu erstarktes Wirken des Heiligen Geistes teilten.

Ab 1832 führten Weissagungen prophetisch begabter Menschen dazu, dass zwölf Persönlichkeiten in das Apostelamt berufen wurden. Diese Apostel spendeten die Gabe Heiligen Geistes durch Handauflegung, um die Gläubigen auf die bald erwartete Wiederkunft Christi zu bereiten.

Von der KAK zur NAK

Bis 1863 halbierte sich der Zwölferkreis. Zunehmend kam es zu Auseinandersetzungen um die zukunftsweisende Frage, ob die vakanten Positionen wiederbesetzt werden sollten. Das führte zum Bruch zwischen der Katholisch-apostolischen Kirche (KAK) einerseits und ihrer Hamburger Gemeinde.

Unter dem Namen „Allgemeine christliche apostolische Mission“ blieb die Gemeinschaft der apostolischen Sache treu. Daraus entwickelte sich die „Neuapostolische Gemeinde“, die sich 1930 in „Neuapostolische Kirche“ umbenannte.

"The Church of St Peter and St Paul" in Albury (England)
"The Church of St Peter and St Paul" in Albury (England)
Gottesdienst in der Gemeinde Kitchener Central (Kanada), 1977 Gottesdienst in der Gemeinde Kitchener Central (Kanada), 1977

Konsolidierung und Wachstum

Die ersten Jahrzehnte in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche dienten der Festigung der Einheit: Ab 1897 bildete sich das Stammapostelamt als das leitende Amt heraus. Und 1922 entstand mit dem „Apostelkollegium“ – in Vereinsform – die erste zentrale Organisationseinheit.

Schon um 1900 waren Apostel in Nord- und Südamerika, Afrika, Australien und Indonesien tätig. Stark internationalisierte sich das neuapostolische Bekenntnis ab Ende der 1960er Jahre. Vor allem in Afrika und Asien fand die Kirche starken Zulauf. Bald war die Millionen-Grenze an Mitgliedern übersprungen und ist mittlerweile mehrfach übertroffen.

Dementsprechend gründete sich 1977 der „Internationale Apostelbund“ und als deren Nachfolge-Organisation 1990 die Neuapostolische Kirche International mit Sitz in Zürich (Schweiz).

Eigenverantwortung und Öffnung

Unter dem Begriff „Eigenverantwortung“ begann Mitte der 1980er ein Öffnungsprozess.  Ausgangspunkt war die Deregulierung der Zulassung zum Heiligen Abendmahl. Es folgten Lehrreformen wie die Anerkennung der allgemeingültigen Taufe. Vorläufiger Höhepunkt ist die erste umfassende Verschriftlichung neuapostolischer Glaubenslehre im Katechismus, der 2012 veröffentlicht wurde.

Parallel dazu öffnete sich die Kirche auch nach außen. Startpunkt war die Aufnahme von Gesprächen mit anderen apostolischen Gemeinschaften, die in den 2010ern zur Unterzeichnung von Versöhnungserklärungen führten. Darüber hinaus fand auch eine Annäherung zu anderen christlichen Konfessionen statt. Heute ist die Neuapostolische Kirche weltweit in vielen ökumenischen Gremien vertreten.

 

Mehr dazu im Katechismus

Gottesdienst in Darmstadt (Deutschland), 2018
Gottesdienst in Darmstadt (Deutschland), 2018