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- Gemeindeabend zur Bezirksreform in der NAK Berlin-Brandenburg war gut besucht
Berlin. Rund drei Monate nach der Entscheidung, die Bezirke der Gebietskirche Berlin-Brandenburg neu zu strukturieren, hat Bezirksapostel Wolfgang Nadolny eine weitgehend positive Bilanz des bisherigen Reformprozesses gezogen. Bei einem Gesprächsabend in der Gemeinde Berlin-Schöneberg sagte der Bezirksapostel am letzten Freitag, 25. August 2006, im Großen und Ganzen verlaufe alles nach Plan. Er betonte jedoch mit Blick auf die geplante Schließung von rund 30 Gemeindestandorten: "Ich weiß, dass man sich mit einer solchen Reform nicht beliebt macht."
Die Bezirksreform ist der größte Veränderungsprozess in der Gebietskirche seit ihrer kirchlichen Wiedervereinigung im Jahr 1992. Vor allem der Umfang der Reform und die Tatsache, dass viele Kirchen im ehemaligen West-Berlin geschlossen werden sollen, hatte in den Gemeinden Fragen aufgeworfen und war zum Teil auf Unverständnis gestoßen. "Ich bin mir bewusst, dass es bei solchen Entscheidungen kein objektives 'Richtig' geben kann – für irgendjemanden ist es immer falsch, irgendjemand trifft es immer besonders hart", warb Bezirksapostel Wolfgang Nadolny deshalb am Beginn des Gesprächsabends um Verständnis. Auch stellte er klar, dass es sich bei dem Reformbeschluss weder um eine göttliche Eingebung gehandelt habe noch um einen Alleingang seinerseits. Er verwies darauf, dass das Gesamtkonzept in enger Zusammenarbeit mit den Aposteln, Bischöfen und Bezirksältesten sowie letztlich auch mit den Gemeindevorstehern entwickelt worden sei.
Den erheblichen Umfang der Reform begründete der Bezirksapostel vor den rund 150 Anwesenden erneut mit dem Verweis auf den demografischen Wandel in der Bundesrepublik und speziell in Berlin (siehe Präsentation). Eine steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenzahlen machten sich auch in den Gemeinden bemerkbar. So sei mittlerweile nahezu ein Drittel der aktiven Gebietskirchenmitglieder 65 Jahre oder älter. Die Zahl der Kinder (0-14 Jahre) liege bei zehn, die der Jugendlichen (15-25 Jahre) bei 13 Prozent. Damit stelle sich die Situation innerhalb der Kirche dramatischer dar als in der Region allgemein. Insgesamt sank die Zahl der Kirchenmitglieder von 1992 bis heute um 11 Prozent auf rund 26.300.
"Reform geschieht nicht aus Geldnot"
Dass ein Drittel der zur Schließung vorgesehenen Gemeinden im Bereich des ehemaligen West-Berlins liegen, verteidigte Apostel Klaus Katens damit, dass in Brandenburg und in den Ost-Bezirken Berlins bereits im Laufe der 90er Jahre nach und nach rund 30 Standorte geschlossen wurden. Gleichzeitig sei aber in den Westbezirken die Zahl der Mitglieder besonders stark gesunken, weil zahlreiche Familien nach der Wiedervereinigung ihre Wohnsitze vor die Tore der Stadt verlegt hätten. Ungeachtet der bevorstehenden Gemeindefusionen behalten die Berliner Westbezirke allerdings auch weiterhin eine höhere Kirchendichte als die übrigen Regionen der Gebietskirche.
Keine Rolle spielte bei der Auswahl der zu schließenden Kirchen die Lukrativität der jeweiligen Grundstücke. "Diese Reform geschieht nicht aus Geldnot", versicherte Bezirksapostel Nadolny. Die Gebietskirche sei liquide. Auch der Umstand, dass die neuapostolischen Gemeinden in Russland seit vergangenem Jahr ausschließlich von Berlin-Brandenburg aus betreut würden, habe nichts an der finanziellen Situation verändert: "Die Gebietskirchen, die zuvor in Russland tätig waren, zahlen unverändert auch weiterhin." Außerdem würden die Zuschüsse an die russischen Gemeinden kontinuierlich gesenkt, derzeit um rund drei Prozent jährlich, so der Bezirksapostel. Allerdings sinke auch in Berlin und Brandenburg das Opferaufkommen Jahr für Jahr, nicht zuletzt durch die sinkenden Mitgliederzahlen. "Die Frage ist also: Wie ist es in fünf oder in zehn Jahren um die Kirchenfinanzen bestellt?" Das Fazit des Bezirksapostels: "Noch sind wir in der Lage zu agieren – in ein paar Jahren könnten wir nur noch reagieren."
"Den Glauben nicht an Gebäude hängen"
Nach diesen grundsätzlichen Erläuterungen der Reform, drehten sich die Fragen der Teilnehmer anschließend zunächst um das Leben in den sich künftig vergrößernden Gemeinden. Etliche Glaubensgeschwister aus kleineren Gemeinden, die geschlossen werden sollen, äußerten die Sorge vor zu großer Anonymität. Auch seien die längeren Anfahrten vor allem für ältere Glaubensgeschwister ein Problem. Andere verwiesen jedoch darauf, dass hier vor allem Initiative von Seiten der Mitgeschwister in den Gemeinden gefragt sei. Auch dürfe nicht vergessen werden, dass in Flächenbundesländern längere Kirchwege zum Alltag gehörten und die kurzen Innenstadtdistanzen "eigentlich Luxus" seien. "Auch in Brandenburg gibt es schon heute Landstriche, in denen auf 70 Kilometern keine neuapostolische Kirche anzutreffen ist", ergänzte Bezirksapostel Nadolny.
Andere Anwesende wollten wissen, warum auch traditionsreiche Standorte betroffen sind. Apostel Klaus Katens äußerte Verständnis für die entstandene Trauerstimmung, andererseits erklärte er jedoch, dass Tradition letztlich kein wesentliches Kriterium sein dürfe: "Es wäre doch traurig, wenn wir unseren Glauben an ein Gebäude hingen."
Fragen gab es schließlich noch zur innerkirchlichen Kommunikation. Nachdem am 30. Mai 2006 in einem per Videoübertragung verbreiteten Gemeindeabend die Reformbeschlüsse durch den Bezirksapostel bekannt gemacht worden waren, hatte es Stimmen gegeben, die bedauerten, dass es im Anschluss keine vertiefenden schriftlichen Informationen gab. "Wir wollten das Verkündete erstmal sacken lassen", begründete Bezirksapostel Nadolny dieses Vorgehen. Außerdem sollte der Gesprächsabend nicht mitten in den Sommerferien stattfinden. Gleichzeitig entschuldigte sich der Bezirksapostel dafür, dass bei dem Video-Gemeindeabend Ende Mai die Grafiken nur schlecht zu lesen waren, aus denen hervorging, welche Gemeinden geschlossen würden. Er ergänzte: "Diese Reform ist nicht mein täglich Brot – man lernt eben viel dazu. Ich hoffe aber, dass dieser Abend zeigt, dass wir in Sachen Kommunikation auf einem guten Weg sind."
Fotos: P. Wild