Der Katechismus in Fragen & Antworten

06. Die Kirche Jesu Christi

Der Begriff „Kirche“ hat im allgemeinen Sprachgebrauch drei unterschiedliche Bedeutungen. Man meint damit zum einen ein christliches Gotteshaus (z. B. die Dorfkirche), in dem sich die Gläubigen zum Gottesdienst versammeln. In einer weiteren Bedeutung wird mit „Kirche“ die Gemeinde in einem Ort bezeichnet. Außerdem wird unter „Kirche“ eine christliche Gemeinschaft (Denomination) verstanden, zum Beispiel die Neuapostolische Kirche oder die Katholische Kirche.

„Denomination“, aus dem lateinischen „denominatio“ („Kennzeichnung“, „Benennung“), ist ein nicht wertender Begriff für eine Religionsgemeinschaft.

„Kirche“ bedeutet in Bezug auf den Glauben nicht in erster Linie das Gotteshaus, sondern die Einrichtung, die die Aufgabe hat, den Menschen das Heil in Christus zu vermitteln. Die Menschen, die der Kirche angehören, sind berufen zur ewigen Gemeinschaft mit Gott. Darüber hinaus bedeutet „Kirche“, jetzt schon Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott zu haben, indem dieser sich in Wort und Sakrament den Gläubigen zuwendet, die ihm Anbetung und Lobpreis darbringen. In der Kirche haben die Glaubenden miteinander Gemeinschaft. Mittelpunkt des kirchlichen Lebens ist der Gottesdienst.

Ja, Kirche ist zum Christ-Sein notwendig, denn nur in ihr hören wir das Wort Gottes, empfangen die Sakramente und erleben Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Diese Bestandteile sind in ihrer Gesamtheit unverzichtbar, um das Heil zu erlangen. Ohne Kirche ist dies dem Menschen nicht möglich.

Heil: siehe Fragen 243., 248. ff.

Jesus Christus hat die Kirche gegründet. Er hat nicht nur eine Lehre hinterlassen, sondern eine Einrichtung zur Vermittlung des Heils geschaffen, nämlich seine Kirche. Sie hat also ihren Ursprung im Gottessohn, der auf die Erde kam und als Mensch unter Menschen handelte: Er rief Menschen als Jünger in seine Nachfolge, predigte, tat Wunder, vergab Sünden, verhieß und sandte den Heiligen Geist. Person und Tat Jesu Christi sind die Grundvoraussetzung dafür, dass es die Kirche gibt.

Jesus Christus ist das „Haupt“ seiner Kirche.

Die Kirche Jesu Christi hat zwei Aufgaben. Die erste Aufgabe ist es, den Menschen Heil und ewige Gemeinschaft mit Gott zugänglich zu machen. Die zweite Aufgabe besteht darin, dass Menschen in ihr Gott Anbetung und Lobpreis darbringen.

Ja, sie unterscheiden sich. In der Neuapostolischen Kirche und in den anderen christlichen Kirchen wird die eine Kirche Jesu Christi auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Umfang offenbar.

Siehe auch Frage 386.

Jesus Christus stiftete die Kirche, indem er bedeutende Handlungen vornahm: Er

  • versammelte Jünger und Jüngerinnen um sich (vgl. Markus 1,16 ff.),
  • predigte vom Reich Gottes (vgl. Markus 1,14.15),
  • erwählte die Apostel (vgl. Lukas 6,12-16),
  • setzte den Petrusdienst ein (vgl. Matthäus 16,18),
  • feierte erstmals das Heilige Abendmahl (vgl. Matthäus 26,20-29),
  • brachte an Karfreitag sein Opfer (vgl. Matthäus 27,50),
  • stand an Ostern von den Toten auf (vgl. Matthäus 28,1 ff.),
  • gab den Aposteln Auftrag, das Evangelium zu verkündigen und im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (vgl. Matthäus 28,19.20),
  • sandte an Pfingsten den Heiligen Geist (vgl. Apostelgeschichte 2,1 ff.).

Ja, es gibt im Alten Testament Hinweise auf die Kirche Jesu Christi, so beispielsweise:

  • die Arche: In ihr fanden Noah und seine Familie Rettung vor der Sintflut. Die Arche diente Noah und seiner Familie zur Rettung. So dient die Kirche Christi zur Rettung der Sünder (vgl. 1. Petrus 3,20.21).
  • die Zehn Gebote, die Mose auf dem Berg Sinai empfing: In ihnen kommt der göttliche Wille zum Ausdruck. Dieser wurde durch Mose, den Knecht Gottes, dem versammelten Volk Israel kundgetan. In der Kirche Christi wird der göttliche Wille durch die Predigt des Evangeliums einer Versammlung, nämlich der Gemeinde, mitgeteilt.

Im Neuen Testament wird in unterschiedlichen Bildern und Beispielen das Wesen der Kirche Jesu Christi beschrieben. Der „Leib Christi“ ist eines der wichtigsten Bilder für die Kirche; in diesem Bild wird die Kirche mit einem Körper verglichen: „Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus“ (Römer 12,4.5).

Mit dem Bild vom Leib Christi sind alle gemeint, die zu Jesus Christus gehören, weil sie getauft sind, an ihn glauben und ihn als ihren Herrn bekennen. Wie die Glieder eines Leibes zusammen zu einem Organismus gehören, so gehören die Getauften gemeinsam zur Kirche Jesu Christi.

Jesus Christus hat zwei Naturen. Diese spiegeln sich auch in der Kirche wieder. Wenn man von den zwei Naturen Jesu spricht, meint das, dass Jesus Christus zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Dies lässt sich an Beispielen aus seinem Leben zeigen: Als er den verstorbenen Lazarus ins Leben zurückrief, tat er dies als wahrer Gott (vgl. Johannes 11,43-47). Als wahrer Mensch litt er zum Beispiel Hunger und Durst, wie andere Menschen auch (vgl. Johannes 4,7).
Die göttliche Natur Jesu war unsichtbar, seine menschliche Natur war sichtbar. So ist es auch mit der Kirche: Sie hat eine unsichtbare Seite und eine sichtbare Seite. Beide Seiten gehören, wie die zwei Naturen Jesu Christi, unauflöslich zusammen.

die beiden Naturen Christi: siehe Fragen 103. ff.

Die unsichtbare Seite der Kirche erlebt man unter anderem in den Heilswirkungen. Diese sind für den Menschen unsichtbar und können nur im Glauben erfasst werden.
Beispiele für Heilswirkungen sind:

  • wenn Gott die Sünden vergibt,
  • wenn durch die Taufe die Erbsünde abgewaschen wird,
  •  wenn Gott die Gabe des Heiligen Geistes schenkt,
  • wenn im Heiligen Abendmahl Leib und Blut Christi gegeben werden,
  • wenn Entschlafenen die Sakramente gespendet werden,
  • wenn Segenshandlungen (Konfirmationen, Ordinationen usw.) vorgenommen werden,
  • wenn Gott in der Predigt durch menschliche Worte wirkt,
  • wenn der Segen auf die Gemeinde gelegt wird.

Die sichtbare Seite der Kirche erlebt man unter anderem dann, wenn Menschen in der Kirche handeln. Dies ist wahrnehmbar – zum Beispiel,

  • wenn Menschen sich zu Jesus Christus bekennen,
  • wenn Gottesdienst gefeiert wird,
  • wenn Wasser für die Taufe geweiht und die Taufhandlung durchgeführt wird,
  • wenn die Amtsträger Brot und Wein für das Heilige Abendmahl aussondern und Heiliges Abendmahl spenden,
  • wenn die Apostel die Hände auflegen und die Heilige Versiegelung durchführen,
  • wenn gepredigt wird,
  • wenn gebetet wird,
  • wenn Nächstenliebe geübt wird.

Ja; die unsichtbare Seite der Kirche Jesu Christi ist vollkommen. So entspricht sie der göttlichen Natur Jesu Christi. Die Größe, das Ausmaß und die Vollkommenheit der Kirche Jesu Christi sind für uns Menschen nicht vorstellbar und selbst dem Glaubenden nicht ganz erfassbar.

Nein; die sichtbare Seite der Kirche Jesu Christi ist nicht vollkommen. Denn nicht immer zeigten die in ihr Handelnden die Liebe, Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit und Güte Jesu. In der Kirche handeln sündige Menschen, die Fehler machen. Von daher finden sich in der Kirche auch Irrtümer, Irrwege und Entgleisungen wieder, die der Menschheit zu eigen sind. An dieser Stelle unterscheidet sich die sichtbare Seite der Kirche grundlegend von der menschlichen Natur Jesu. Im Gegensatz zu der sichtbaren Seite der Kirche, die Mängel hat, war Jesus Christus auch in seiner menschlichen Natur vollkommen und sündlos.

Die Kirche Christi – sowohl in ihrer sichtbaren Seite als auch in ihrer unsichtbaren Seite – hat diese vier Kennzeichen: Einheit, Heiligkeit, Allgemeinheit und Apostolizität. Diese Kennzeichen der Kirche nennt man „notae ecclesiae“.

Die Kirche ist eine, weil es nur den einen Gott gibt. Die Kirche gibt Zeugnis von der Einheit Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, der in ihr wirkt. Jesus hat das Einssein untereinander und die Liebe zueinander als Erkennungszeichen derer genannt, die ihm angehören und nachfolgen. So tritt in der Kirche das Wesen Gottes zutage: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Johannes 4,16).

Trinität: siehe Fragen 61. ff.

Die Kirche ist heilig, weil der dreieinige Gott heilig ist. Er wirkt in der Kirche Christi in Wort und Sakrament.

Die Kirche ist allgemein, weil Gott für alle Menschen da ist, für Lebende und für Tote. Für die Verkündigung des Evangeliums gibt es keine Grenzen.

Die Kirche ist apostolisch, weil in ihr apostolische Lehre verkündigt wird und in ihr das apostolische Amt wirkt.

Die vier Kennzeichen der Kirche Jesu Christi – Einheit, Heiligkeit, Allgemeinheit und Apostolizität – sind in den verschiedenen christlichen Kirchengemeinschaften auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Umfang verwirklicht. Am deutlichsten treten diese Kennzeichen der Kirche Jesu Christi dort in Erscheinung, wo die Apostel wirken: Sie spenden Lebenden und Toten die drei Sakramente und verkündigen Gottes Wort mit dem Schwerpunkt des baldigen Wiederkommens Christi. Hier ist das Erlösungswerk des Herrn aufgerichtet.

Unter dem Begriff „Erlösungswerk des Herrn“ versteht man im Allgemeinen die Heilstat Jesu, die abgeschlossen ist. Wird dieser Begriff hier verwendet, ist damit der Teil der Kirche gemeint, in dem die Apostel wirken und jene Heilsgaben vermitteln, die der Bereitung der Erstlinge, der Braut Christi, dienen.

Im Erlösungswerk des Herrn sammelt und bereitet Jesus Christus seine Brautgemeinde durch Apostel auf sein baldiges Wiederkommen. Heute werden diese Aufgaben durch die Apostel erfüllt, die in der Neuapostolischen Kirche wirken.

Vorbereitung der Brautgemeinde: siehe Fragen 214., 402., 562. ff.

Die Kirche Jesu Christi trat zuerst an Pfingsten in Erscheinung, als der Heilige Geist ausgegossen wurde. Apostel Petrus predigte, und etwa 3.000 Menschen kamen zum Glauben. Sie ließen sich taufen und bildeten gemeinsam mit den Aposteln die erste christliche Gemeinde. Dies geschah in Jerusalem.

Die ersten Christen blieben „beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apostelgeschichte 2,42). Dies ist von entscheidender Bedeutung für die Kirche Jesu Christi.

Einen Einblick in die Entwicklung der ersten Gemeinden erhalten wir im Neuen Testament: in der Apostelgeschichte und den Briefen der Apostel.

Ab Pfingsten, als der Heilige Geist ausgegossen worden war, entfaltete sich die Kirche Jesu Christi: In ihr wirkten Apostel und weitere Ämter. Das Evangelium wurde gepredigt, die Sakramente wurden gespendet. Überall im Römischen Reich entstanden Gemeinden, das Christentum breitete sich unter Juden und Heiden aus.

Das Römische Reich war zur Zeit der ersten Christen die weltbeherrschende Macht. Es umschloss den gesamten Mittelmeerraum einschließlich des Nahen Ostens. Für die Verbreitung des Evangeliums war das Römische Reich mit seinen guten Verkehrswegen und der einheitlichen Verkehrssprache des Griechischen und später des Lateinischen von großem Vorteil.

In Erfüllung des Sendungsauftrags, den ihnen Jesus Christus erteilt hatte – alle Völker zu lehren und zu taufen –, wirkten die Apostel in unterschiedlichen Gebieten. Vorwiegend die Apostel Petrus und Jakobus verkündigten das Evangelium unter den Juden, die Apostel Paulus und Barnabas reisten in heidnische Länder des Mittelmeerraums. Das Evangelium wurde bis in Länder Asiens und Afrikas ausgebreitet, Gemeinden entstanden in Ägypten, in der Türkei, in Griechenland, Italien, Libyen, Mazedonien, Syrien und Zypern.

Sendungsauftrag: siehe Fragen 159., 434., 486.

Die Apostel nahmen im Dienst Christi Mühen, Strapazen und Leiden auf sich. In 2. Korinther 11,25-28 hat Apostel Paulus seine Erlebnisse beschrieben: „Ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, und die Sorge für alle Gemeinden.“ Aufgrund von Verfolgungen flohen viele Gläubige aus Jerusalem (vgl. Apostelgeschichte 8,1; 11,19). Auch in ihrer neuen Umgebung machten sie Menschen mit dem christlichen Glauben bekannt und verkündigten sie das Wort des Herrn, wie beispielsweise Philippus in der Hauptstadt Samariens.

„Mission“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Sendung“, „Auftrag“. Man verwendet den Begriff, wenn Nichtchristen für den christlichen Glauben, das Evangelium, gewonnen werden.

In der Heiligen Schrift gibt es nur wenige Anhaltspunkte. Aus außerbiblischen Texten geht hervor, dass viele Apostel den Märtyrertod starben. Am längsten unter allen Aposteln lebte und wirkte wohl Johannes. Nach der Zerstörung Jerusalems (im Jahr 70 n. Chr.) hielt er sich in Kleinasien auf und wirkte hauptsächlich in der Gemeinde zu Ephesus.

„Märtyrer“ ist abgeleitet vom griechischen Wort „martys“, was „Zeuge“ bedeutet. Als „Märtyrer“ („Blutzeugen“) werden Menschen bezeichnet, die wegen ihres Glaubens leiden oder sogar einen gewaltsamen Tod erdulden. Ein Beispiel dafür ist der Diakon Stephanus, der gesteinigt wurde, weil er sich zu Jesus Christus bekannte. Über seine Steinigung wird in Apostelgeschichte 7 berichtet.

Nach dem Tod der ersten Apostel war das Amt, dem Jesus die Spendung der Sakramente, die Vergebung der Sünden und die Verkündigung des Evangeliums übertragen hatte, nicht mehr besetzt. Damit konnte die Gabe des Heiligen Geistes nicht mehr gespendet werden. Auch konnten keine weiteren Amtsgaben aus dem Apostelamt hervorgehen. Das Evangelium wurde dennochweiter ausgebreitet. Gläubige Menschen trugen das Evangelium und die christlicheWerteordnung weiter.

Die Mitglieder der ersten christlichen Gemeinden wurden in heidnischen Ländern als Gottesleugner verfolgt, weil sie nicht die Götter verehrten, an die dort geglaubt wurde. Man gab den Christen auch die Schuld für Missernten, Erdbeben oder Überschwemmungen – was immer wieder Anlass war, sie zu verfolgen. Die römischen Kaiser versuchten das Christentum auszurotten; zur ersten Christenverfolgung kam es im Jahr 64 n. Chr. in Rom durch Kaiser Nero.

Ja, auch nach dem Tod der ersten Apostel und trotz der Christenverfolgungen wuchs die Kirche. Menschen, die an Jesus Christus glaubten und ihn als ihren Herrn bekannten, empfingen das Sakrament der Heiligen Wassertaufe. So wurden sie in den Leib Christi eingefügt. Auf diese Weise hat sich die Kirche Jesu Christi auf der ganzen Erde ausgebreitet.

Leib Christi: siehe Fragen 374. und 375.

In den Predigten trat nach und nach die Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi in den Hintergrund. Der Glaube an Leben und Wirken des Sohnes Gottes, an seinen Tod und seine Auferstehung wurde jedoch lebendig erhalten. Vom Heiligen Geist angeregt, wurden die altkirchlichen Bekenntnisse festgeschrieben. Auf Kirchenversammlungen (Konzilien) wurde die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes und von den zwei Naturen Jesu Christi formuliert und als verbindlich für den christlichen Glauben erklärt.

Dreieinigkeit Gottes: siehe Fragen 61. ff. altkirchliche Bekenntnisse: siehe Fragen 33. ff. Konzil: siehe Erläuterung zu Frage 33.

Nachdem die Apostel der ersten apostolischen Zeit gestorben waren, gab es keinen Träger des Apostelamts mehr. Das Apostelamt selbst existierte jedoch unverändert fort. Im Jahr 1832 hat Gott dieses Amt wieder neu besetzt.

Gläubige verschiedener Konfessionen in England, Schottland und Deutschland beteten und hofften darauf, dass der Heilige Geist wieder verstärkt, wie zur Zeit der ersten Apostel, wirken werde. Damit hing die Erwartung zusammen, dass Gott wieder Apostel senden werde. Schließlich wurde im Jahr 1832 in London ein gläubiger Mann, John Bate Cardale, vom Heiligen Geist ins Apostelamt berufen und durch Henry Drummond als Apostel bezeichnet. AnWeihnachten 1832 nahm John Bate Cardale mit einer Ordination seine erste Amtshandlung als Apostel vor.

Konfession: siehe Erläuterung zu Frage 36.

Mit der erneuten Berufung von Aposteln gab es wieder Träger des Apostelamts in der Kirche Christi. Das Amt, das die Vollmacht zur Spendung aller Sakramente hat, das die Gewissheit der nahen Wiederkunft Christi wachhält und das der Vorbereitung der Brautgemeinde auf dieses Ereignis dient, war nun wieder, wie in der Gründungsphase der Kirche Christi, besetzt: Die Gabe des Heiligen Geistes wurde wieder gespendet. Auch wurde wieder die Sündenvergebung durch Apostel verkündigt. Ebenso wurden wieder Ordinationen durchgeführt.

Jesus Christus regiert seine Kirche. Dazu bedient er sich der Apostel. Das Apostelamt ist das ursprüngliche Amt der Kirche. Es ist das einzige Amt, das Jesus selbst gegeben hat. Die wichtigsten Aufgaben der Apostel sind die Predigt des Evangeliums in aller Welt, die Verkündigung der Sündenvergebung, die Spendung der Sakramente für Lebende und Tote, die Ordination von Amtsträgern. So wird durch das Wirken der Apostel die Brautgemeinde gesammelt und auf die Wiederkunft Christi vorbereitet.

Apostolat: siehe Fragen 413., 424. ff., 433. ff., 453. ff.

Die Apostel wirken gegenwärtig in der Neuapostolischen Kirche. Das Apostelamt ist jedoch nicht nur für die Neuapostolische Kirche, sondern für die gesamte Kirche Jesu Christi gegeben. Das Apostelamt hat den Auftrag, in alle Teile der Kirche hineinzuwirken. Die Apostel sind zu allen Völkern gesandt, sie erfüllen diesen Auftrag, indem sie weltweit Gemeinden gründen und die Gläubigen zu Jesus Christus hinführen.

Die Spendung aller Sakramente – Heilige Wassertaufe, Heiliges Abendmahl, Heilige Versiegelung – ist dem Apostelamt anvertraut. Die Apostel spenden die Sakramente auch für Verstorbene.
Die Heilige Versiegelung wird nur von Aposteln gespendet.
Das Heilige Abendmahl und die Heilige Wassertaufe werden in der Neuapostolischen Kirche im Auftrag der Apostel auch von den priesterlichen Amtsträgern gespendet.
Die Heilige Wassertaufe ist der Kirche als ganzer anvertraut: Überall, wo im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, mit Wasser getauft wird, werden gläubige Menschen in die Kirche Jesu Christi eingefügt.

Sakramente: siehe Frage 472. Heilige Versiegelung: siehe Frage 440.

Bei der Wiederkunft Christi wird ein Teil der Kirche, die Brautgemeinde (Erstlinge), entrückt. Sie wird mit Jesus Christus die „Hochzeit“ im Himmel erleben (vgl. Offenbarung 19,6.7). Der andere Teil der Kirche bleibt auf der Erde zurück und muss sich in Bedrängnissen bewähren, die sich gegen die auf Erden verbliebenen Christen richten werden (vgl. Offenbarung 12).

Brautgemeinde, Hochzeit im Himmel: siehe Fragen 214., 251., 402., 562. ff.

„Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen! Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet.“ (Offenbarung 19,6.7)

„Als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte. Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.“ (Offenbarung 12,13.17)

Zur Kirche Jesu Christi gehören die Menschen, die an Jesus Christus glauben und den Gottessohn als ihren Herrn bekennen. Sie sind getauft im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Aber längst nicht alle Getauften glauben und bekennen. Demzufolge gehören nicht alle Getauften zur Kirche Christi.

Die Vielheit der Kirchengemeinschaften (Denominationen) ist bedingt durch die verschiedenen Auslegungen des Evangeliums sowie durch kulturelle, soziale und geschichtliche Unterschiede.

Denomination: siehe Erläuterung zu Frage 365.

Alles, was Menschen gestalten, kann im weitesten Sinn als „Kultur“ bezeichnet werden. Menschen und Völker werden kulturell unterschiedlich geprägt: durch ihre Lebensweise, ihre Geschichte, durch ihre Erfahrungen, ihre religiöse und politische Herkunft, ihre Gepflogenheiten, Wertvorstellungen und Überzeugungen usw.
Das Wort „sozial“ ist vom lateinischen Wort „socius“ abgeleitet und bedeutet „gemeinsam, verbunden, verbündet“. Es wird verwendet, wenn man ausdrücken will, dass jemand auf den Nächsten, auf die Gemeinschaft, ausgerichtet ist und sich um andere kümmert.

Die Kirche Christi ist dort erfahrbar, wo Einheit, Heiligkeit, Allgemeinheit und Apostolizität – in unterschiedlichem Umfang – vorhanden sind. Am deutlichsten tritt die Kirche Jesu Christi dort zutage, wo das Apostelamt, die Spendung der drei Sakramente an Lebende und Tote sowie die rechte Wortverkündigung vorhanden sind. Dort ist das Erlösungswerk des Herrn, in dem die Braut Christi für die Hochzeit im Himmel vorbereitet wird.

Kennzeichen der Kirche (Einheit, Heiligkeit, Allgemeinheit, Apostolizität): siehe Fragen 381. ff. Erlösungswerk des Herrn: siehe Fragen 386. und 387.

Bei der Wiederkunft Christi wird ein Teil der Kirche – die Brautgemeinde – entrückt. Ein anderer Teil der Kirche bleibt auf der Erde zurück und muss sich in antichristlichen Bedrängnissen bewähren. Im Friedensreich zeigt sich die Kirche darin, dass durch die königliche Priesterschaft alle Menschen, die je gelebt haben, mit dem Evangelium bekannt gemacht werden. In der neuen Schöpfung wird Gott auf ewig Anbetung und Lobpreis dargebracht.

Friedensreich: siehe Fragen 575. ff. königliche Priesterschaft: siehe Fragen 574., 577. neue Schöpfung: siehe Frage 581.

Verbindende Elemente der einzelnen Kirchengemeinschaften sind die Taufe im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, das Bekenntnis zu Jesus Christus und der Glaube an den dreieinigen Gott. Durch die Getauften, die ihres Glaubens leben und Christus als ihren Herrn bekennen, wird Kirche als Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe erfahrbar.