Der Katechismus in Fragen & Antworten

08. Die Sakramente

Sakramente sind grundlegende Gnadenmitteilungen Gottes. In diesen heiligen Handlungen – die durch Menschen am Menschen vollzogen werden – schenkt Gott dem Empfänger Heil.

Heil: siehe Fragen 243. ff.

Gnadenmitteilung: Der Begriff „Mitteilung“ wird in diesem Zusammenhang nicht im Sinne von „Information“ verwendet, sondern im Sinne von „Gabe“.

Die Sakramente dienen dazu, dass der Mensch Heil erlangt: Durch die Sakramente wird der Mensch in die Lebensgemeinschaft mit Gott aufgenommen und in ihr erhalten. Der Empfang der drei Sakramente Heilige Wassertaufe, Heilige Versiegelung und Heiliges Abendmahl eröffnet die Möglichkeit, bei der Wiederkunft Christi mit dem Herrn vereint zu werden.

Wiederkunft Christi: siehe Fragen 550. ff.

Ein Sakrament hat vier Elemente: das Zeichen, den Inhalt, den Spender, den Glauben.

Das „Zeichen“ ist das sichtbare Element bei einem Sakrament. Bei der Heiligen Wassertaufe ist es das Wasser. Beim Heiligen Abendmahl sind Brot und Wein das „Zeichen“. Bei der Heiligen Versiegelung ist „Zeichen“ die Handauflegung des Apostels.

Der „Inhalt“ ist die Heil vermittelnde Wirkung. Bei der Heiligen Wassertaufe ist „Inhalt“, dass die Erbsünde abgewaschen wird und dass der Getaufte in die Nähe Gottes gelangt. Beim Heiligen Abendmahl ist es der Genuss von Leib und Blut Jesu. Bei der Heiligen Versiegelung ist es der Empfang der Gabe des Heiligen Geistes.

Der „Spender“ ist derjenige, der das Sakrament vermittelt. Die Apostel spenden alle drei Sakramente, die priesterlichen Amtsträger spenden im Auftrag ihres Apostels die Heilige Wassertaufe und das Heilige Abendmahl.

Der Mensch empfängt das Sakrament zu seinem Heil nur dann, wenn er an dessen Wirkung glaubt.

Jesus Christus hat drei Sakramente eingesetzt: Heilige Wassertaufe, Heilige Versiegelung und Heiliges Abendmahl.

Heilige Wassertaufe: siehe Fragen 481. ff. Heilige Versiegelung: siehe Fragen 515. ff. Heiliges Abendmahl: siehe Fragen 494. ff.

„Denn drei sind, die das bezeugen: der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei stimmen überein.“ (1. Johannes 5,7.8)

Die Verwaltung der Sakramente hat Jesus Christus den Aposteln anvertraut.

Durch die Heilige Wassertaufe wird das Verhältnis des Menschen zu Gott grundlegend verändert. Indem die Erbsünde abgewaschen wird, wird der Täufling aus der Gottferne herausgeführt: Er gelangt in die Nähe Gottes. Er wird Christ. Durch seinen Glauben und sein Bekenntnis zu Christus gehört der Getaufte der Kirche Christi an.

„Erbsünde“ (Ursünde) meint den durch den Sündenfall entstandenen Zustand, in dem der Mensch von Gott getrennt ist (Gottferne). Seit dem Sündenfall lastet die Sünde auf allen Menschen (vgl. 1. Mose 3,20; Psalm 51,7; Römer 5,12.18.19): Jeder Mensch ist also Sünder, noch bevor er handeln oder denken kann.

Sündenfall: siehe Fragen 88. ff.

Wasser ist Voraussetzung des Lebens und Mittel zur Reinigung. Wasser ist in der Taufe das äußere Zeichen für die innere Reinigung des Menschen.

Ja, Noahs Rettung in der Arche, die vom Wasser getragen wurde, ist ein Hinweis auf die Wassertaufe. Auch kann im siebenmaligen Untertauchen des Naaman im Wasser des Jordan (vgl. 2. Könige 5,1-14) ein Sinnbild für das Abwaschen der Erbsünde in der Taufe gesehen werden.

„... als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch. Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet ...“ (1. Petrus 3,20.21)

Es war nicht erforderlich, dass Jesus Christus sich taufen ließ, weil er sündlos war. Dennoch unterzog er sich der Taufe durch Johannes den Täufer. Dadurch stellte er sich den Sündern gleich. Er zeigte damit, auf welchem Weg Gerechtigkeit vor Gott erlangt werden kann (vgl. Matthäus 3,15). Die Taufe des Johannes war eine Taufe zur Buße. Sie ist ein Hinweis auf das Sakrament der Heiligen Wassertaufe, die im Namen des dreieinigen Gottes vollzogen wird.

Gerechtigkeit vor Gott: siehe Erläuterung zu Frage 278. Buße: siehe Fragen 136., 651.

Nach seiner Auferstehung gab Jesus seinen Aposteln den Missionsbefehl: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,19). Taufen gehört also zu den Aufgaben der Apostel. Dabei wird unter „Taufe“ im Neuen Testament oft die zweigliedrige Taufe mit Wasser und mit Heiligem Geist verstanden (vgl. Apostelgeschichte 8,14 ff.). Heilige Wassertaufe und Heilige Geistestaufe stehen im engen Zusammenhang miteinander.

Missionsbefehl: siehe Fragen 159., 434.

„Zu denen sprach er: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten.“ (Apostelgeschichte 19,2-6)

Jeder Mensch kann die Heilige Wassertaufe empfangen. Voraussetzung ist, dass er an Jesus Christus und sein Evangelium glaubt.

Die Taufe wird mit Wasser vollzogen und in dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, gespendet. Das Wasser zur Taufe wird im Namen des dreieinigen Gottes geweiht. Danach zeichnet der Taufende mit dem Wasser dreimal ein Kreuz auf die Stirn des Täuflings und spricht dabei: „Ich taufe dich in dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wird die Taufe so mit Wasser und im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, gespendet („rite“), ist sie gültig und kann ihre Wirkung entfalten.

Die Bezeichnung „rite“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „formgemäß“, „dem Ritus entsprechend“.

Die Aussage Jesu: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes“ (Markus 10,14) verweist darauf, dass auch Kindern Segnungen Gottes zugänglich gemacht werden sollen. Dazu zählen die Sakramente.
Im Neuen Testament wird bezeugt, dass Hausgemeinschaften getauft wurden: „Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen ... und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er zum Glauben an Gott gekommen war“ (Apostelgeschichte 16,33.34, vergleiche auch 16,15). Zu Hausgemeinschaften gehörten Kinder. Daraus hat sich die christliche Tradition entwickelt, auch Kinder zu taufen. Im Übrigen übernehmen bei der Taufe von Kindern die Erziehungsberechtigten das Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und die Verantwortung für die Erziehung im Sinn des Evangeliums.

„Krispus aber, der Vorsteher der Synagoge, kam zum Glauben an den Herrn mit seinem ganzen Hause, und auch viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.“ (Apostelgeschichte 18,8)

Die Heilige Wassertaufe bedeutet das Ende des Lebens in der Gottferne und den Beginn des Lebens in Christus. Sie vermittelt Kräfte, den Kampf gegen die Sünde zu führen. Die trinitarisch vollzogene Taufe verbindet die Christen miteinander. Der in der Neuapostolischen Kirche Getaufte ist berechtigt, auf Dauer das Heilige Abendmahl zu empfangen.

Heilige Wassertaufe: siehe Fragen 481. ff. Neuer Bund: siehe Erläuterung zu Frage 175.

Der Begriff „trinitarisch“ (von lateinisch „trinitas“: „Dreiheit“) bezieht sich auf die göttliche Dreieinigkeit. Trinitarisch getauft zu sein bedeutet, getauft zu sein im Namen des dreieinigen Gottes. Der Täufling wird getauft mit der sogenannten „trinitarischen Formel“, also im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Heilige Wassertaufe und Heilige Versiegelung sind zwei unterschiedliche Sakramente. Sie stehen in einem engen Zusammenhang: Durch die Hinnahme beider Sakramente geschieht die Wiedergeburt aus Wasser und Geist. Die Heilige Wassertaufe geht dabei der Heiligen Versiegelung voraus.

Wiedergeburt aus Wasser und Geist: siehe Fragen 528. f.

Den Befehl zur Durchführung der Taufe hat der auferstandene Gottessohn seinen Aposteln erteilt (vgl. Matthäus 28,18-20). In der Neuapostolischen Kirche haben die Apostel auch den priesterlichen Ämtern die Vollmacht übertragen, mit Wasser zu taufen.

Ja, die Spendung der Wassertaufe ist in allen Bereichen der einen Kirche Christi möglich und wirksam. Die Wassertaufe ist der erste Schritt auf dem Weg zur völligen Erlösung. Überall, wo in dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, mit Wasser getauft wird, hat die Taufe Gültigkeit. Somit ist die Wassertaufe der Kirche als ganzer anvertraut. Der Grund dafür liegt im allgemeinen Heilswillen Gottes.

Kirche Christi: siehe Fragen 365. ff. Erlösung: siehe Fragen 89.-90., 108.-109., 215.-216.

Der Begriff „Abendmahl“ verweist auf die Situation, in der Jesus Christus dieses Sakrament stiftete: Am Abend vor seiner Kreuzigung feierte er in der Gemeinschaft mit seinen Aposteln das Passamahl.

Das erste Passamahl hielten die Israeliten auf Gottes Weisung am Abend vor dem Auszug aus Ägypten. Fehlerlose Lämmer wurden geschlachtet und zubereitet. Dazu aßen die Israeliten ungesäuertes Brot. Gott gebot, das Passamahl jährlich zum Gedenken an die Befreiung aus Ägypten zu feiern (Passafest).

Das Heilige Abendmahl wird auch „Eucharistie“ („Danksagung“), „Mahl des Herrn“ oder „Brotbrechen“ genannt.

Ja, es gibt eine Beziehung: Nach dem Bericht der ersten drei Evangelien setzte Jesus das Abendmahl während der Feier des Passamahls mit seinen Aposteln ein. Wie das Passamahl, ist auch das Abendmahl ein Gedächtnismahl. Im Passamahl wird an die Befreiung der Israeliten aus der Knechtschaft und Gefangenschaft in Ägypten erinnert. Das Heilige Abendmahl deutet auf Befreiung in einem viel umfassenderen Sinn hin – auf die Erlösung der Menschen aus der Knechtschaft der Sünde.

Ja, in 1. Korinther 11,23-26 findet sich ein weiteres Zeugnis für das Heilige Abendmahl: „Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“
Diese Worte sind Grundlage für den Text, der bei der Aussonderung des Heiligen Abendmahls gesprochen wird.

„Aussonderung“ ist das Herausnehmen von Brot und Wein aus dem alltäglichen Gebrauch, verbunden mit Weihe und Heiligung. (Siehe Erläuterung „Konsekration“ bei Frage 503)

Die Elemente Brot und Wein sind beide für die Feier des Heiligen Abendmahls erforderlich. Brot steht ebenso wie Wein für Nahrung des Menschen. Wein ist in Israel auch Symbol für Freude und für das zukünftige Heil.

„Symbol“ kommt aus dem Griechischen und steht vielfach für „Sinnbild“, aber auch für „Wahrzeichen“ oder „Kennzeichen“.

Das Heilige Abendmahl ist Gedächtnismahl: Bei ihm wird des Todes Jesu Christi als eines einzigartigen und für alle Zeiten gültigen Geschehens gedacht. Jesus Christus beauftragte die Apostel mit der Feier des Heiligen Abendmahls mit den Worten: „Das tut zu meinem Gedächtnis ...“ (Lukas 22,19).

Wer am Heiligen Abendmahl teilnimmt, bekennt damit seinen Glauben an Tod, Auferstehung und Wiederkunft Jesu Christi. Wer auf Dauer am Heiligen Abendmahl in der Neuapostolischen Kirche teilnimmt, bekennt sich damit auch zum Glauben an die heute tätigen Apostel Jesu. Insofern ist das Heilige Abendmahl auch Bekenntnismahl.

Im Heiligen Abendmahl hat Jesus Christus zunächst mit den Aposteln und dann mit den Gläubigen Gemeinschaft. In der Abendmahlsfeier haben die Gläubigen zudem Gemeinschaft untereinander.

Ja, das Heilige Abendmahl verweist auf das zukünftige „Hochzeitsmahl“ im Himmel. Somit hat das Heilige Abendmahl auch einen endzeitlichen Charakter. Jesus sagte bei der Einsetzung des Abendmahls im Kreis der Apostel: „Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt“ (Lukas 22,18). Bis zur Vereinigung von Brautgemeinde und Jesus Christus erlebt die Gemeinde innige Gemeinschaft mit dem Herrn im Heiligen Abendmahl.

Hochzeit im Himmel: siehe Fragen 251., 562. ff.

Bei der Aussonderung (Konsekration) werden Leib und Blut Jesu Christi gegenwärtig. Brot und Wein werden durch die Aussonderung in ihrer Substanz nicht verändert, das heißt, Brot und Wein werden nicht verwandelt. Vielmehr tritt zu Brot und Wein die Substanz von Leib und Blut Jesu hinzu. Dieses Geschehen bezeichnet man als „Konsubstantiation“. Beim Heiligen Abendmahl sind Brot und Wein nicht Bilder oder Symbole für Leib und Blut Jesu, sondern Leib und Blut Jesu Christi sind nach der Aussonderung wirklich anwesend.

Symbol: siehe Erläuterung zu Frage 498.

„Konsekration“ ist vom lateinischen Wort „consecrare“ abgeleitet, das „weihen“, „heiligen“ bedeutet. Der Begriff wird im Sinne von „Weihe“ bei der Aussonderung von Brot und Wein zum Heiligen Abendmahl gebraucht.
„Substanz“ ist vom lateinischen Wort „substantia“ abgeleitet, was „Wesen“, „Beschaffenheit“, „Bestand“ bedeutet. Es wird damit benannt, woraus eine Sache besteht.

Ja, das Opfer Jesu Christi ist im Heiligen Abendmahl gegenwärtig. Dieses Opfer wird jedoch nicht wiederholt, sondern es ist „ein für alle Mal“ gebracht (Hebräer 10,10.14).

Im Unterschied zu den Sakramenten Heilige Wassertaufe und Heilige Versiegelung wird das Heilige Abendmahl in jedem Gottesdienst gefeiert, weil es den Menschen in der Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus erhält. Wir nehmen damit Wesen von Jesu Wesen auf.

Leib und Blut Christi bleiben so lange in den ausgesonderten Hostien gegenwärtig, bis sie die für sie bestimmten Empfänger erreicht haben.

Sündenvergebung und Heiliges Abendmahl stehen in einem engen Bezug zueinander, denn beide haben das Opfer Jesu Christi zur Grundlage. Im Sakrament des Heiligen Abendmahls wird nicht zugleich auch die Vergebung der Sünden bewirkt. Die Vergebung der Sünden ist erforderlich, um anschließend das Heilige Abendmahl würdig, das heißt in einem von Sünde gereinigten Zustand, genießen zu können.

Jesus Christus hat das Heilige Abendmahl im Kreis der Apostel gestiftet und es ihnen anvertraut. Dort, wo Apostel oder von ihnen bevollmächtigte priesterliche Amtsträger wirken, sind alle Aspekte des Heiligen Abendmahls vorhanden.

Zur Aussonderung (Konsekration) des Heiligen Abendmahls wird ein festgelegter Text gesprochen, der zurückgeht auf 1. Korinther 11,23 ff. und Matthäus 26,26 ff.:
„In dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, sondere ich aus Brot und Wein zum Heiligen Abendmahl und legte darauf das einmal gebrachte, ewig gültige Opfer Jesu Christi. Denn der Herr nahm Brot und Wein, dankte und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist mein Blut des Neuen Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Esst und trinkt! Das tut zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von diesem Wein trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt. Amen!“

Zunächst werden die Hostien ausgesondert. Dies geschieht dadurch, dass der bevollmächtigte Amtsträger seine Hände über die geöffneten Abendmahlsgeräte ausbreitet und die Aussonderungsworte spricht. Dann empfangen die Amtsträger und die Gemeinde Leib und Blut Jesu Christi in Form von mit Wein beträufelten Hostien. Die Darreichung geschieht mit den Worten: „Der Leib und das Blut Jesu für dich gegeben.“

Voraussetzung für den würdigen Genuss des Heiligen Abendmahls ist neben der vorausgegangenen Sündenvergebung der Glaube an Jesus Christus und sein Opfer.

Sündenvergebung: siehe Fragen 415., 507., 629., 644. ff.

Das Heilige Abendmahl schafft innige Gemeinschaft mit Jesus Christus. Es vermittelt Wesen und Kraft des Gottessohnes. Der Genuss des Heiligen Abendmahls dient zudem der Einheit der Gläubigen untereinander, denn sie entwickeln sich gemeinsam ins Wesen Jesu Christi. So ist das Heilige Abendmahl ein wichtiges Mittel zur Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi.

„Denn ein Brot ist's: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.“ (1. Korinther 10,17)

Die in der Neuapostolischen Kirche Getauften, die Versiegelten und die in die Gemeinde Aufgenommenen sind berechtigt, auf Dauer am Heiligen Abendmahl teilzunehmen. Formgerecht (rite) getaufte Christen können als Gäste Zugang zum Heiligen Abendmahl erhalten.

Heilige Wassertaufe: siehe Fragen 404., 481. ff. rite: siehe Erläuterung zu Frage 488. Heilige Versiegelung: siehe Fragen 404., 515. ff. Aufnahme: siehe Fragen 662., 669.

In den Abendmahlsfeiern anderer Kirchen sind wichtige Elemente des Heiligen Abendmahls vorhanden. Auch dort wird des Todes und der Auferstehung Jesu Christi dankbar und gläubig gedacht. Neuapostolische Christen sollten allerdings bedenken, dass sie sich durch eine dauerhafte Teilnahme an der Abendmahlsfeier anderer Kirchen im Grunde zu deren Lehre bekennen.

Die Heilige Versiegelung ist das Sakrament, durch das der Gläubige unter Handauflegung und Gebet eines Apostels die Gabe des Heiligen Geistes empfängt. Er wird ein Gotteskind und ist zur Erstlingsschaft berufen.

Erstlingsschaft: siehe Fragen 428., 530. Gotteskind: siehe Erläuterung zu Frage 530.

„Versiegeln“ bedeutet in den neutestamentlichen Briefen die Übermittlung der Gabe des Heiligen Geistes: „Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat“ (2. Korinther 1,21.22).
„In ihm [Christus] seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist“ (Epheser 1,13).
„Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung“ (Epheser 4,30).

Ja, der Heilige Geist als Person der Dreieinigkeit Gottes wirkt wie der Vater und der Sohn von Ewigkeit her. Im Alten Bund erfüllte er einzelne Menschen, die von Gott für bestimmte Aufgaben ersehen waren.

Alter Bund und Neuer Bund: siehe Frage 175.

„Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn [David] mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn geriet über David von dem Tag an und weiterhin.“ (1. Samuel 16,13)
„Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.“ (Psalm 51,13)

Ja, das Alte Testament gibt mehrere Hinweise (z.B. Hesekiel 36,27) darauf, dass Gottes Geist über viele Menschen ausgegossen wird. Ein wichtiger Hinweis findet sich in Joel 3,1.2: „Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen“ (siehe auch Apostelgeschichte 2,15 ff.).

Ja, Jesus verhieß seinen Aposteln mehrfach, den Heiligen Geist zu senden, so zum Beispiel: „Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir“ (Johannes 15,26).

Zu Pfingsten in Jerusalem erfüllte sich diese Verheißung, als der Heilige Geist auf die Apostel und die Jünger und Jüngerinnen ausgegossen wurde.

„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ (Apostelgeschichte 2,1-4)

Nach der Taufe Jesu kam der Heilige Geist auf ihn herab. Johannes der Täufer bezeugte: „Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm“ (Johannes 1,32). Dieses Geschehen kann als „Salbung“ bezeichnet werden.

Taufe Jesu: siehe Fragen 129. f.

„Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.“ (Johannes 6,27)

Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer und das Herabkommen des Heiligen Geistes auf Jesus sind Hinweise auf die Sakramente der Heiligen Wassertaufe und der Heiligen Versiegelung. Die Salbung Jesu mit Heiligem Geist stellt ihn als den Messias heraus. Sie ist Hinweis auf das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Darauf nimmt auch Apostelgeschichte 10,37.38 Bezug: „Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft.“

Schon im Alten Bund wurden Menschen durch Salbung mit Salböl für bestimmte Aufgaben geweiht. Solche Salbung wurde Propheten, Königen und Priestern zuteil. Siehe auch „Messias“ (= „der Gesalbte“), Fragen 111 und 112.

Apostel Petrus antwortete den Zuhörern der Pfingstpredigt auf ihre Frage, was sie tun sollten: „Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apostelgeschichte 2,38).

Einen wichtigen Hinweis auf die Versiegelung gibt Apostelgeschichte 8,14 ff.: „Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie und sie empfingen den Heiligen Geist.“ Nach diesem Zeugnis der Schrift ist die Heilige Versiegelung an das Apostelamt gebunden. Dies bestätigt auch Apostelgeschichte 8,18: Simon, der früher Zauberei betrieben hatte, dann zum Glauben gekommen war und sich taufen ließ (vgl. Apostelgeschichte 8,9.11 ff.), „sah, dass der Geist gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten“. An diesem Geschehen ist erkennbar, dass die Sakramente der Heiligen Wassertaufe und der Heiligen Versiegelung deutlich voneinander abgegrenzt sind. Ähnliches finden wir auch in Apostelgeschichte 19,1-6. In Ephesus hatten Jünger nur die Taufe zur Buße durch Johannes empfangen. Als sie zum Glauben an Jesus kamen, wurden sie zunächst auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Danach empfingen sie durch den Apostel die Gabe des Heiligen Geistes: „Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Heilige Geist auf sie.“

Taufe zur Buße: siehe Frage 485.

Das Sakrament der Heiligen Versiegelung wird durch Apostel gespendet, indem sie dem Getauften in dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, die Gabe des Heiligen Geistes vermitteln. Dabei legen sie die Hände auf das Haupt des Getauften und beten.

Die Heilige Versiegelung setzt beim Empfangenden den Glauben an den dreieinigen Gott und die von Jesus Christus gesandten Apostel voraus. Er muss zuvor formgerecht mit Wasser getauft worden sein. Er muss seinen Glauben bekennen und geloben, Christus nachzufolgen.

„formgerecht“ (rite): siehe Erläuterung zu Frage 488.

Die Heilige Versiegelung kann jeder Mensch empfangen, der die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt. Das Sakrament wird sowohl Erwachsenen als auch Kindern gespendet. Bei einer Versiegelung von Kindern müssen die Eltern bzw. zur religiösen Erziehung Berechtigten stellvertretend den Glauben bekennen. Sie müssen geloben, die Kinder im neuapostolischen Glauben zu erziehen.

Die beiden Sakramente Heilige Wassertaufe und Heilige Versiegelung machen zusammen die „Wiedergeburt aus Wasser und Geist“ aus. Durch sie schafft Gott die „neue Kreatur“ – Leben aus Gott.

„Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ (Johannes 3,5)
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17)

Die Heilige Versiegelung ist ein Bestandteil der Wiedergeburt aus Wasser und Geist. In ihr wird vollendet, was Gott in der Wassertaufe begonnen hat. Die Erneuerung des Menschen geschieht durch Gott, den Heiligen Geist, der sich so als Neuschöpfer zeigt.

Heilige Wassertaufe: siehe Fragen 404., 481. ff.

Bei der Heiligen Versiegelung wird der Mensch bleibend mit Heiligem Geist erfüllt. Gott schenkt ihm Anteil an seinem Wesen; dabei werden Gottes Kraft, Gottes Leben und Gottes Liebe dem Menschen geschenkt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Römer 5,5). Der Versiegelte ist Eigentum Gottes; Gottes Geist hat bleibend Wohnung in ihm genommen (vgl. Römer 8,9).
Der Mensch ist nun Gotteskind, er ist zum Erstling berufen: Die Wiedergeburt hat also eine gegenwärtige Auswirkung in der Gotteskindschaft und eine zukünftige in der Erstlingsschaft. Als Gotteskind ist der Glaubende Gottes Erbe und Miterbe Christi. Der „kindliche Geist“, der durch die Heilige Versiegelung im Menschen wirkt, spricht Gott vertrauensvoll als „lieber Vater“ an. Gibt der Versiegelte dem Heiligen Geist Raum zur Entfaltung, entwickeln sich göttliche Tugenden. Sie werden bildhaft als „Frucht des Heiligen Geistes“ bezeichnet (vgl. Galater 5,22).

Erstlingsschaft: siehe Frage 428.

„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit…“
Galater 5,22.23
„... ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi …“
Römer 8,15-17

Der Begriff „Gotteskind“ hat unterschiedliche Aspekte:

  • Jeder Mensch ist ein Kind Gottes, denn er ist von Gott erschaffen und darf daher den Allmächtigen „Vater“ nennen.
  • In alttestamentlicher Zeit sorgte Gott wie ein Vater für das Volk Israel. So wird Israel „Gottes erstgeborener Sohn“ genannt (vgl. 2. Mose 4,22.23). Israel steht also in einem Kindschaftsverhältnis zu Gott. Als Jesus in der Bergpredigt zu den Juden sprach, bezeichnete er Gott auch als ihren „Vater im Himmel“.
  • Uns Christen ist das Vaterunser gegeben, und wir wenden uns in diesem Gebet vertrauensvoll an Gott, unseren Vater.
  • Darüber hinaus ist mit „Gotteskindschaft“ jene Situation vor Gott gemeint, die durch den Empfang aller Sakramente, durch den Glauben und die Ausrichtung des Lebens auf die Wiederkunft Christi gekennzeichnet ist. Erlangt wird die Gotteskindschaft durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist. Den Wiedergeborenen ist als „Kindern Gottes“ verheißen, Erben des Allerhöchsten zu werden.